Weibliche Sexualität ohne Tabus: Was bedeutet Sexualität für dich?
- gabriellamassimi9
- 12. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Am Tag der Frau bewegte Sexualberaterin Vivienne Schmid mit einem Workshop zur weiblichen Sexualität – nun fasst sie in ihrem Blogbeitrag zentrale Inhalte und Impulse zusammen. Sie spricht über gesellschaftliche Tabus, die Bedeutung von Selbstwahrnehmung und Kommunikation sowie über Wege zu einer lustvollen, selbstbestimmten Sexualität. Für alle, die nicht dabei sein konnten – und für alle, die tiefer einsteigen möchten.
Der Begriff Sexualität ist oft stark behaftet mit Erwartungen, gesellschaftlichen Normen, Werten und Symbolen. Dabei ist Sexualität so viel mehr – wenn wir bereit sind, uns offen und mit Interesse damit auseinanderzusetzen. Denn unsere eigene Sexualität ist genauso individuell wie wir selbst.
Sexualität: Viel mehr als «nur» Sex
Sexualität wird oft auf den Geschlechtsverkehr reduziert, doch sie umfasst weit mehr. In Workshops, in denen Frauen ihre ganz persönliche Verbindung zu Sexualität erkunden, werden häufig Begriffe wie Kommunikation, Nähe, Selbstliebe und Berührung genannt. Diese Vielfalt zeigt: Sexualität ist keine feste Definition, sondern eine individuelle und wandelbare Erfahrung.
Die amerikanische Psychiaterin und Sexualtherapeutin Avodah K. Offit brachte dies treffend auf den Punkt:
«Sexualität ist, was wir daraus machen. Eine teure oder eine billige Ware, Mittel zur Fortpflanzung, Abwehr gegen Einsamkeit, eine Form der Kommunikation, ein Werkzeug der Aggression (...), ein kurzweiliger Zeitvertreib, Liebe, Luxus, Kunst, Schönheit, (...), Ausdruck psychischer Gesundheit oder Krankheit oder einfach eine sinnliche Erfahrung.»(Offit, 1979)
Weibliche Sexualität: Ein Thema voller Tabus
Obwohl die Welt Fortschritte gemacht hat, sind viele Aspekte der weiblichen Sexualität weiterhin tabuisiert, missverstanden oder ignoriert. Faktoren wie gesellschaftliche Prägungen, mangelnde Sexualaufklärung und mediale Verzerrungen tragen dazu bei.

Wusstest du zum Beispiel, dass die Klitoris in ihrer vollen Grösse bis 2022 in vielen Fachbüchern nicht korrekt abgebildet war? Mit einer Länge von 8 bis 12 Zentimetern spielt sie eine zentrale Rolle für den weiblichen Orgasmus und kann bei Erregung sogar doppelt so gross werden. Dennoch bleibt dieses Wissen vielen Frauen unbekannt.
Häufig wird weibliche Lust als «kompliziert» oder weniger intensiv dargestellt. Dabei entsteht der sogenannte «Orgasmus-Gap» – die ungleiche Orgasmus-Häufigkeit zwischen Männern und Frauen – vor allem durch fehlendes Wissen, mangelnde Kommunikation über Bedürfnisse und eine Sexualpraxis, die sich oft einseitig an den Bedürfnissen des Mannes orientiert.
Das Spannende: Beim Solosex und beim Geschlechtsverkehr zwischen homosexuellen Frauen gleicht sich die Orgasmusrate derjenigen heterosexueller Männer an. Alle Informationen zur Studie unter: https://www.gpv.psy.unibe.ch/forschung/sebege/index_ger.html )

Weibliche Lust: Lust ist erlernbar!
Viele Frauen glauben, sie hätten «einfach keine Lust» oder könnten «keinen Orgasmus haben». Doch diese Mythen sind weder wahr noch unveränderlich. Lust ist erlernbar.
Denk an Sexualität wie an Klavierspielen: Wenn du nie geübt hast, schaffst du zwar einzelne Töne, aber ein klangvolles Musikstück entsteht erst durch Neugier, Geduld und Praxis. Dasselbe gilt für den Orgasmus und ein lustvolles Liebesleben. Lust ist ein intensives, positives Gefühl, das sich durch bewusstes Erleben und gute Erfahrungen entwickeln lässt.
Dein Körper: Eine Bühne voller Möglichkeiten
Statt unseren Körper ausschliesslich nach Leistungs- und Schönheitsnormen zu beurteilen, können wir ihn als Bühne begreifen – einen wunderbaren Raum mit unendlich vielen Möglichkeiten. Die Beziehung zu deinem Körper zu stärken, ist ein Schlüssel zu einem erfüllten Sexualleben.
So kannst du deinen Körper bewusster wahrnehmen:
Nimm dir Zeit für dich: Beim Duschen oder Eincremen – spüre genau, wie sich die Berührung anfühlt. Was gefällt dir besonders? Wo kitzelt es?
Erkunde Bewegung: Tanzen, Yoga oder einfaches Schütteln und Hüpfen können Wunder wirken, um dich mit deinem Körper zu verbinden.
Atme bewusst: Während du deinen Körper erkundest, konzentriere dich auf deinen Atem, vor allem bei neuen oder ungewohnten Berührungen.
Tabus brechen: Kommunikation über Sexualität
Viele Frauen schweigen über ihre Sexualität – weder mit Partner:innen noch mit Freund:innen wird offen darüber gesprochen. Dabei ist gerade Kommunikation der Schlüssel, um Scham abzubauen, Bedürfnisse klar zu äussern und Neues zu entdecken.
Tipps für Gespräche über Sexualität:
Geduld haben: Sexualität ist ein sensibles Thema. Gib dir und deinem Gegenüber Zeit.
Neugierig bleiben: Stelle offene Fragen, z. B.: «Was bedeutet für dich ein erfülltes Sexualleben?» «Wann fängt für dich Sex an?» (beim Küssen, Petting oder erst beim Geschlechtsverkehr) «Was bedeutet Sexualität für dich?»
Teile deine Gedanken: Sprich darüber, was dir wichtig ist, und schaffe einen Raum für Offenheit.
Weibliche Sexualität: Deine Lust gehört dir
Die Wahrheit über weibliche Sexualität und Lust ist einfach: Sie ist einzigartig, lernbar und unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen. Indem du bereit bist, dein eigenes Empfinden zu erkunden, dich selbst besser kennenzulernen und mit anderen ins Gespräch zu gehen, kannst du das Thema Sexualität ganz neu erleben.
Denk daran: Sexualität ist viel mehr als Sex. Sie kann Berührung, Bewegung, Nähe, Selbstliebe und so viel mehr sein. Es geht darum, herauszufinden, was Sexualität für dich bedeutet und wie du sie gestalten möchtest.
Fazit: Brich aus alten Tabus aus und entdecke eine selbstbestimmte, erfüllte Sexualität. Deine Lust gehört dir – sie verdient Erforschung und Wertschätzung. Wage Neues, sprich darüber und finde eine tiefe Verbindung zu dir selbst.
Für viele Bereiche des Lebens holen wir uns Unterstützung von Fachpersonen – warum nicht auch bei Fragen zur Sexualität?
Als Sexualpädagogin begleite ich Fachpersonen, Institutionen und Patient:innen zu Themen wie Sexualität im Gesundheitswesen, Sexualität mit (chronischen) Erkrankungen oder Sexualität im Alter. Als Sexualtherapeutin biete ich Einzel- und Paarberatungen an. Die Themen sind vielfältig: Lustlosigkeit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Erektionsstörungen und vieles mehr. Manchmal braucht es nicht viel – nur einen geschützten Raum und die Möglichkeit, dieses persönliche Thema offen anzusprechen.

Gerne begleite ich dich auf deinem Weg.
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